Das Projekt
Vor einiger Zeit begann sich die Commerzbank zu fragen: „Blockchain – was ist das eigentlich? Und können wir das für uns nutzen?“. Daraufhin wurde 2016 das „Blockchain Lab“ gestartet. Wir von der CBC waren von Anfang an dabei und fanden gemeinsam mit der Commerzbank spannende Antworten auf diese Fragen.
Grundsätzlich stellt Blockchain eine relativ neue Technologie dar, mit der sich zum Beispiel Vermögenswerte online verschicken lassen, ohne sie zu duplizieren: Was bei A weggenommen wird, wird bei B hinzugefügt. Damit funktioniert es etwas anders als zum Beispiel mp3-Dateien, die auch von A nach B übertragen werden können, dabei aber in der Regel der Empfängerin bzw. dem Empfänger erhalten bleiben. Das Ganze passiert mittels verschiedener Datensätze (die einzelnen „Blöcke“), die mithilfe von kryptographischen Verfahren miteinander verkettet sind (die „Chain“). Grundlage ist hierbei eine dezentrale Datenbankstruktur, bei der alle beteiligten Parteien die identische Übersicht besitzen. Wird dann etwa eine bestimmte Summe von A nach B übertragen, wird dieses Register bei jedem Beteiligten in Echtzeit aktualisiert. Sprich: Alle sehen sofort das Gleiche. Das ist ein Riesenvorteil, weil es vor allem unternehmensübergreifende Prozesse viel effizienter, schneller und transparenter macht.
Eine ganze Kette von Möglichkeiten
Wie lässt sich das für eine Bank nutzen? Es stellte sich heraus, dass die Anwendungsgebiete erfreulich vielfältig sind: neben der Handelsfinanzierung beispielsweise die Wertpapierabwicklung und der Auslandszahlungsverkehr. Doch es geht noch weiter. Die Blockchain-Technologie ermöglicht darüber hinaus nämlich auch ganz neue banken- und industrieübergreifende Geschäftsmodelle – die wir gemeinsam identifizieren und entwickeln. Um ein Beispiel zu nennen: In einem Machbarkeitsnachweis wurde zusammen mit der KfW und dem Vermögensmanager der Munich Re und Ergo Versicherungsgruppe MEAG eine Wertpapiertransaktion in Form eines Euro Commercial Papers simuliert. Hier zeigten sich deutlich die Vorteile: Statt wie bisher in bis zu 3 Werktagen (!), lassen sich Wertpapiergeschäfte nun quasi in Echtzeit abwickeln. Handelsrisiken wie Kursschwankungen werden damit drastisch reduziert.
Ungewöhnliche Zusammenarbeit
Und plötzlich passierte auch etwas, das bis dahin, nun ja, nicht gerade alltäglich war: Es gründeten sich Konsortien zur Weiterentwicklung dieser faszinierenden Technologie. Was nichts anderes bedeutet, als dass verschiedene Konkurrenzunternehmen nun kooperieren. Wie etwa im „R3-Konsortium“: Darin arbeiten Unternehmen aus der Finanzbranche weltweit an verschiedenen Blockchain-Projekten. Auch die enge Verzahnung mit der Wissenschaft spielt eine große Rolle, um die sich bietenden Ansätze erfolgversprechend auszubauen – wie mit dem Blockchain Center der Frankfurt School of Finance. Klar ist, dass bei derart innovativen und komplexen Themen nicht alle Projekte sofort ein Erfolg werden. Gut, wenn man dann den Mut hat, Projekte rechtzeitig abzubrechen, sollten Ideen doch nicht wie erhofft funktionieren. Diese Denkweise erweist sich oft als erfolgversprechender als das sture Festhalten an einmal begonnenen Prozessen – und steht gleichzeitig sinnbildlich für den organisatorischen Wandel der Commerzbank zu einem digitalen Technologieunternehmen.